[Lady Diamond 1] Kapitel 6

Mit neuem Selbstbewusstsein betrat Lorena die Schule. Heute machte ihr das Getuschel hinter ihrem Rücken nichts aus. Im Internet kam die neue Haarfarbe sehr gut an. Mittlerweile hatte sie sogar schon über 2000 Abonnenten auf Instagram.
In der Pause saß sie auf einer Bank auf dem Schulhof, als sich eine Klassenkameradin zu ihr hinsetzte. Misstrauisch blickte sie das andere Mädchen an.
„Hallo, Lorena“, begrüßte sie das blonde Mädchen mit den Sommersprossen und den grünen Augen. „Darf ich mich zu dir setzen?“
„Du sitzt doch schon neben mir“, antwortete die Fünfzehnjährige augenzwinkernd.
Die andere lachte:
„Du bist witzig. Meinen Namen kennst du ja bestimmt.“ Da Lorena schwieg, nannte das Mädchen ihn vorsichtshalber. „Janine. Janine Meier. Mensch, Lorena! Du gehst schon so lange auf unsere Schule und kennst meinen Namen noch nicht.“
Lorena wurde rot im Gesicht und entgegnete:
„Entschuldige bitte, aber bisher hat sich noch keiner so richtig um mich geschert.“
„Das tut mir auch wirklich leid“, beteuerte Janine. „Manchmal sind die Schüler hier echt doof. Aber ich wollte dir sagen, dass ich deine Haarfarbe echt toll finde. Ich folge dir auch auf Insta.“
„Ehrlich?“, wunderte sich Lorena.

„Ja, Weiß sieht super aus. Und dass du dich das traust, finde ich bewunderndswert.“
„Ach, so mutig ist das garnicht“, versuchte die Schülerin abzuwehren.
„Doch doch“, widersprach Janine. „Und du bist echt fotogen. Auf Insta kommst du sehr sympathisch rüber. Und mir ist egal, was die anderen sagen. Ich wollte dich einfach mal kennenlernen.“
Nun musste Lorena grinsen. Damit hatte sie nicht gerechnet. So nett war bisher niemand auf der Schule zu ihr gewesen. Das erste Mal unerhielt sich jemand ernsthaft mit ihr. Das freute sie ungemein.
„Hast du heute nach der Schule schon was vor?“, wollte Janine wissen.
„Nein, nicht wirklich“, gab Lorena zurück.
„Dann lass uns doch zusammen ins Einkaufszentrum gehen. Ja? Hast du Lust?“
„Gerne“, antwortete die Fünfzehnjährige wahrheitsgemäß. Sie war so froh darüber, vielleicht eine Freundin gefunden zu haben und wollte Janine defintiv näher kennenlernen.

Das Einkaufszentrum war sehr belebt. Nach der Schule gingen dort viele Jugendliche hin und stromerten durch die verschiedenen Geschäfte.
„Komm mit“, sagte Janine und zog Lorena am Arm. „Dort drüben ist eine schicke Boutique mit wunderschönen Kleidern.“
Die Fünfzehnjährige ließ sich mitreißen und von der guten Laune ihrer Mitschülerin anstecken. Gemeinsam betrachteten sie die hübschen Kleider, lachten viel miteinander und hatten großen Spaß. Janine lud Lorena sogar auf ein Eis ein. Für Instagram knipsten sie ein gemeinsames Selfie und da sah Lorena, dass sie mittlerweile sogar fast 5000 Abonnenten hatte. Die Zahl stieg immer weiter an und das freute sie. Anscheinend gewann sie an Beliebtheit im Internet. Immer wieder laß sie Kommentare über ihre Haare. Die meisten machten ihr ein riesiges Kompliment. Ein wenig Spott war auch darunter, aber Janine überzeugte Lorena davon, dass da nur der Neid aus ihnen sprach. Die Fünfzehnjährige ließ sich nicht davon beeindrucken, denn zum größten Teil stieß sie auf positive Reaktionen.
Nachdem die beiden Mädchen ihr Eis aufgegessen hatten, fuhren sie mit ihrem Einkaufsbummel fort. Gekauft haben sie nichts, denn Janine gab zu, dass ihr Taschengeld schon fast aufgebraucht war. So erging es leider auch Lorena, aber trotzdem genossen sie den Nachmittag. Man konnte auch ohne Geld viel Spaß haben.
Irgendwann kamen sie an einer der Rolltreppen vorbei, von der gerade eine ältere Dame mit sehr vielen Tüten stieg. Sie stolperte und flog zu Boden.
„Oh nein“, stieß Lorena aus, doch Janine war schon losgerannt und half der Frau auf. Die Schülerin musste lächeln, als sie ihre neue Freundin dabei beobachtete, wie sie die Dame stützte.
Sie ist so nett, dachte sie sich. Janine ist die einzige, die mit mir etwas zu tun haben will.

Orakel“, sprach der Ritter mit der dunkelblauen Rüstung, „nenne mir einen Menschen mit einer reinen Seele und einem guten Herzen.“
„Sehr wohl“, antwortete die schöne Wahrsagerin. Sie schloss ihre Augen und strich mit ihren Händen über ihre Glaskugel. Auch Sir Nix konzentrierte sich auf das Bild im Innern der Kugel. Er war gespannt, wer sein Ziel sein würde.
Da erschien ein Bild eines jungen Mädchens mit blondem Haar und Sommersprossen. Ihr Lächeln kam vom Herzen.
Sir Nix nickte zur Bestätigung. Nun wusste er, was er zu tun hatte. Ihr würde er die Saat der Dunkelheit einpflanzen und schon bald würde ihm ein magischer Edelstein gehören. Ihn würde er seinem König geben und damit in dessen Gunst stehen.
Der Plan war gefasst und damit machte er sich auf den Weg zu dem Mädchen.