Mit
neuem Selbstbewusstsein betrat Lorena die Schule. Heute machte ihr
das Getuschel hinter ihrem Rücken nichts aus. Im Internet kam die
neue Haarfarbe sehr gut an. Mittlerweile hatte sie sogar schon über
2000 Abonnenten auf Instagram.
In
der Pause saß sie auf einer Bank auf dem Schulhof, als sich eine
Klassenkameradin zu ihr hinsetzte. Misstrauisch blickte sie das
andere Mädchen an.
„Hallo,
Lorena“, begrüßte sie das blonde Mädchen mit den Sommersprossen
und den grünen Augen. „Darf ich mich zu dir setzen?“
„Du
sitzt doch schon neben mir“, antwortete die Fünfzehnjährige
augenzwinkernd.
Die
andere lachte:
„Du
bist witzig. Meinen Namen kennst du ja bestimmt.“ Da Lorena
schwieg, nannte das Mädchen ihn vorsichtshalber. „Janine. Janine
Meier. Mensch, Lorena! Du gehst schon so lange auf unsere Schule und
kennst meinen Namen noch nicht.“
Lorena
wurde rot im Gesicht und entgegnete:
„Entschuldige
bitte, aber bisher hat sich noch keiner so richtig um mich geschert.“
„Das
tut mir auch wirklich leid“, beteuerte Janine. „Manchmal sind die
Schüler hier echt doof. Aber ich wollte dir sagen, dass ich deine
Haarfarbe echt toll finde. Ich folge dir auch auf Insta.“
„Ehrlich?“,
wunderte sich Lorena.
„Ja,
Weiß sieht super aus. Und dass du dich das traust, finde ich
bewunderndswert.“
„Ach,
so mutig ist das garnicht“, versuchte die Schülerin abzuwehren.
„Doch
doch“, widersprach Janine. „Und du bist echt fotogen. Auf Insta
kommst du sehr sympathisch rüber. Und mir ist egal, was die anderen
sagen. Ich wollte dich einfach mal kennenlernen.“
Nun
musste Lorena grinsen. Damit hatte sie nicht gerechnet. So nett war
bisher niemand auf der Schule zu ihr gewesen. Das erste Mal unerhielt
sich jemand ernsthaft mit ihr. Das freute sie ungemein.
„Hast
du heute nach der Schule schon was vor?“, wollte Janine wissen.
„Nein,
nicht wirklich“, gab Lorena zurück.
„Dann
lass uns doch zusammen ins Einkaufszentrum gehen. Ja? Hast du Lust?“
„Gerne“,
antwortete die Fünfzehnjährige wahrheitsgemäß. Sie war so froh
darüber, vielleicht eine Freundin gefunden zu haben und wollte
Janine defintiv näher kennenlernen.
Das
Einkaufszentrum war sehr belebt. Nach der Schule gingen dort viele
Jugendliche hin und stromerten durch die verschiedenen Geschäfte.
„Komm
mit“, sagte Janine und zog Lorena am Arm. „Dort drüben ist eine
schicke Boutique mit wunderschönen Kleidern.“
Die
Fünfzehnjährige ließ sich mitreißen und von der guten Laune ihrer
Mitschülerin anstecken. Gemeinsam betrachteten sie die hübschen
Kleider, lachten viel miteinander und hatten großen Spaß. Janine
lud Lorena sogar auf ein Eis ein. Für Instagram knipsten sie ein
gemeinsames Selfie und da sah Lorena, dass sie mittlerweile sogar
fast 5000 Abonnenten hatte. Die Zahl stieg immer weiter an und das
freute sie. Anscheinend gewann sie an Beliebtheit im Internet. Immer
wieder laß sie Kommentare über ihre Haare. Die meisten machten ihr
ein riesiges Kompliment. Ein wenig Spott war auch darunter, aber
Janine überzeugte Lorena davon, dass da nur der Neid aus ihnen
sprach. Die Fünfzehnjährige ließ sich nicht davon beeindrucken,
denn zum größten Teil stieß sie auf positive Reaktionen.
Nachdem
die beiden Mädchen ihr Eis aufgegessen hatten, fuhren sie mit ihrem
Einkaufsbummel fort. Gekauft haben sie nichts, denn Janine gab zu,
dass ihr Taschengeld schon fast aufgebraucht war. So erging es leider
auch Lorena, aber trotzdem genossen sie den Nachmittag. Man konnte
auch ohne Geld viel Spaß haben.
Irgendwann
kamen sie an einer der Rolltreppen vorbei, von der gerade eine ältere
Dame mit sehr vielen Tüten stieg. Sie stolperte und flog zu Boden.
„Oh
nein“, stieß Lorena aus, doch Janine war schon losgerannt und half
der Frau auf. Die Schülerin musste lächeln, als sie ihre neue
Freundin dabei beobachtete, wie sie die Dame stützte.
Sie
ist so nett,
dachte sie sich. Janine
ist die einzige, die mit mir etwas zu tun haben will.
„Orakel“,
sprach der Ritter mit der dunkelblauen Rüstung, „nenne mir einen
Menschen mit einer reinen Seele und einem guten Herzen.“
„Sehr wohl“, antwortete die
schöne Wahrsagerin. Sie schloss ihre Augen und strich mit ihren
Händen über ihre Glaskugel. Auch Sir Nix konzentrierte sich auf das
Bild im Innern der Kugel. Er war gespannt, wer sein Ziel sein würde.
Da erschien ein Bild eines jungen
Mädchens mit blondem Haar und Sommersprossen. Ihr Lächeln kam vom
Herzen.
Sir Nix nickte zur Bestätigung. Nun
wusste er, was er zu tun hatte. Ihr würde er die Saat der Dunkelheit
einpflanzen und schon bald würde ihm ein magischer Edelstein
gehören. Ihn würde er seinem König geben und damit in dessen Gunst
stehen.
Der Plan war gefasst und damit machte
er sich auf den Weg zu dem Mädchen.