[Elementum 2] Stille Wasser - Kapitel 18

Irgendwann verließen Robin doch die Kräfte, denn er war sehr müde geworden. Daher erlaubte ihm Jojo, das Feuer auszumachen und sich ein wenig auszuruhen. Natürlich schlief er ein. Somit hielt der muskulöse Erd-Elementarist allein Wache. Es war zwar dunkel, aber er versuchte, seine Ohren offen zu halten.
Irgendwann schaute er auf sein Handy. Nur noch fünf Prozent Akkuleistung. Gleich würde es ausgehen. Aber er sah zumindest, dass es mittlerweile Morgen war. Draußen war es sicherlich noch dunkel, aber er bezweifelte, dass ihr Verfolger noch da war.
Er schubste seinen Kumpel leicht an der Schulter.
Robin, Zeit zum Aufstehen!“
Langsam öffnete das Elementum seine Augen und gähnte.
Wie lange war ich weggetreten?“
Vielleicht zwei Stunden.“
Und du bist noch wach?“, hakte er nach. „Bist du nicht müde.“
Doch, aber irgendwer muss ja Wache halten.“

Robin stand auf und ließ wieder einen Feuerball erscheinen. Die Hütte erstrahlte etwas und so konnten sie sehen, dass der Erdwall außerhalb noch stand.
Wollen wir es wagen?“, fragte er sodann seinen muskulösen Begleiter.
Jojo nickte. Dann trat er an die Tür, öffnete sie und hob seine Arme. Die Erdmassen schoben sich zur Seite und ließen eine Durchgang zu. Doch dahinter sah er sein Spigelbild.
Erschrocken machte er einen Satz zurück.
Was ist das?“
Robin trat näher heran und erkannte, was sich vor ihnen verbarg:
Das ist Eis.“
Ihr Gegner hatte sie tatsächlich in Eis gehüllt. Robin löschte den Feuerball. Dann hielt er seine Hände gegen das Eis, sie fingen an zu glühen und so schmolz das Eis dahin.
Dann konnten sie ins Freie treten. Langsam und vorsichtig verließen sie die Hütte. Robin hielt sich erneut mit einem Feuerball bereit. Als sie draußen waren, sahen sie zurück. Was sich vor ihren Augen abspielte, erstaunte sie: Die Hütte befand sich nun unter einer Eiskuppel.
Da raschelte es im Wald. Sofort machten sich die beiden Freunde bereit für einen Gegenangriff und versetzten sich in Kampfbereitschaft.
Herr Held! Herr Keller“, rief eine bekannte Frauenstimme.
Frau Bottenberg!“, antworteten die beiden Jungs gleichzeitig.
Der helle Schein einer Taschenlampe fiel auf sie. Robin löschte das Feuer in seiner Hand. Da sahen sie Frau Bottenberg und Frau d'Air, wie sie auf sie zukamen.
Was ist hier los?“, fragte die dicke Lehrerin erschüttert, als sie die Eiskuppel sah.
Wir wurden angegriffen“, versuchte Jojo eine Erklärung zu finden.
Ich weiß“, bestätigte Frau Bottenberg. „Erst dachte ich, es war ein Schülerstreich, als ich den Reißverschluss des Zelts nicht aufbekam. Doch als plötzlich alle um Hilfe riefen, setzte ich mein Element ein, um mich zu befreien. Danach konnte ich alle Schüler aus ihren Zelten holen. Es dauerte etwas, bis wir merkten, dass Sie beiden weg waren.“
Frau Bottenberg alarmierte gleisch die Schule“, fuhr Frau d'Air fort. „Natürlisch 'olten wir die Schüler sofort ab. Danach überlegten wir Lehrer, was wir nun tun würden. Wir teilten uns auf und suchten nach Ihnen.“
Und nun haben Sie uns endlich gefunden“, beendigte Robin die Erklärung.
Ja“, bestätigten die Lehrerinnen gleichzeitig.
Bevor wir zurück zum Haus 4E gehen, sollten wir das Eis schmelzen. Das hier könnte Fragen aufwerfen.“ Frau Bottenberg schaute das Elementum an. „Würden Sie das bitte übernehmen.“
Ich gebe mein Bestes.“
Robin trat an die Kuppel heran, hielt seine Hände dagegen, die sofort wieder aufglühten. Langsam schmolz das Eis und der Erdwall kam zum Vorschein.
Was ist das?“, wollte Frau d'Air nun wissen.
Das war ich“, erklärte Jojo. „Ich wollte uns schützen.“
Eine sehr gute Idee, Herr Keller“, lobte Frau Bottenberg. „Und eine sehr gute Arbeit. Aber die Wand muss auch weg.“
Nun hob die dickliche Lehrerin ihre Hände und binnen weniger Sekunden verschwand die Mauer unter Poltern und Beben im Erdboden.
Nun sollten wir hier schnell verschwinden“, sprach Frau Bottenberg weiter.

Im Internat angekommen befand sich Robin mal wieder inmitten einer Lehrerkonferenz. Diesmal stand ihn allerdings Jojo zur Seite.
Anscheinend hat es mal wieder jemand auf Herrn Held abgesehen“, begann der verhasste Lehrer Herr von Zimmenthal. „Scheinbar ist seine Anwesenheit hier in der Schule sehr gefährlich für alle anderen.“
Was wollen Sie damit ausdrücken?“, wollte Frau Funke wissen.
Doch der Wasser-Elementarist hob lediglich herausfordernd seine Augenbrauen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen“, mischte sich nun der Rektor ein, „wir müssen uns wieder in Alarmbereitschaft versetzen. Bis auf weiteres dürfen die Schülerinnen und Schüler das Gelände nicht verlassen.“
Das kannten sie ja bereits. Genau das passierte, als Robin zum ersten Mal in Berlin angegriffen wurde.
Und dann?“, hakte Herr von Zimmenthal erneut nach. „Das kann doch nicht die Lösung sein. Wir müssen etwas unternehmen.“
Sebstverständlich informieren wir die E-Wehr“, erklärte Herr Quinn.
Die E-Wehr war eine Organisation, die der Polizei ähnelte, sich allerdings nur um Fälle der Elementaristen kümmerte.
Wir sollten vielleicht dieses Mal auf personelle Unterstützung bestehen“, schlug Frau Bottenberg vor. „Ein paar Wachmänner könnten sie zumindest vor unserem Eingang postieren.“
Das ist eine gute Idee“, unterstützte sie Frau Funke. „Dann würden sich alle sicherer fühlen.“
Rektor Quinn nickte und stimmte diesem Vorschlag zu. Er würde sofort mit der Leitung der E-Wehr telefonieren.
Nachdem Robin und Jojo genau schilderten, was vorgefallen war, durften sie auf ihre Zimmer gehen, damit sie sich ausruhen konnten. Die beiden Jungs freuten sich auf ihr Bett.
Vor der Tür des Büros saß Marin auf einem Stuhl. Als er die beiden Schüler erblickte, sprang er auf.
Geht es euch gut?“, fragte er nach.
Robin war sofort misstrauisch. Ihm kam erneut der Gedanke, dass der Wasser-Elementarist ihr Angreifer gewesen sein konnte. Daher wollte er einfach an ihm vorbei und ihn ignorieren. Doch Marin sprach weiter:
Ich habe gehört, was passiert ist. Vielleicht sollte ich dein persönlicher Bodyguard sein, Robin.“
Wie bitte?“ Nun wendete das junge Elementum sich doch Marinas Bruder zu und schaute ihn erstaunt an.
Ich könnte dir zur Seite stehen, falls du erneut angegriffen wirst.“
Nicht nötig“, entgegnete Robin abwehrend.
Doch, das denke ich schon. Ich werde das den Lehrern vorschlagen. Du solltest nicht mehr allein herumlaufen. Jederzeit könntest du angegriffen werden.“
Der Sechzehnjährige verdrehte die Augen und beschloss, Marin einfach links liegen zu lassen. Er würde später Frau Funke ins Vertrauen ziehen und ihr erklären, dass er das nicht für eine gute Idee hielt. Doch jetzt musste er dringend ins Bett.
Marin schaute ihm noch mit fragendem Blick hinterher, als Robin das Verwaltungsgebäude verließ.