Irgendwann verließen
Robin doch die Kräfte, denn er war sehr müde geworden. Daher
erlaubte ihm Jojo, das Feuer auszumachen und sich ein wenig
auszuruhen. Natürlich schlief er ein. Somit hielt der muskulöse
Erd-Elementarist allein Wache. Es war zwar dunkel, aber er versuchte,
seine Ohren offen zu halten.
Irgendwann schaute er auf
sein Handy. Nur noch fünf Prozent Akkuleistung. Gleich würde es
ausgehen. Aber er sah zumindest, dass es mittlerweile Morgen war.
Draußen war es sicherlich noch dunkel, aber er bezweifelte, dass ihr
Verfolger noch da war.
Er schubste seinen Kumpel
leicht an der Schulter.
„Robin,
Zeit zum Aufstehen!“
Langsam öffnete das
Elementum seine Augen und gähnte.
„Wie
lange war ich weggetreten?“
„Vielleicht
zwei Stunden.“
„Und
du bist noch wach?“, hakte er nach. „Bist du nicht müde.“
„Doch,
aber irgendwer muss ja Wache halten.“
Robin stand auf und ließ
wieder einen Feuerball erscheinen. Die Hütte erstrahlte etwas und so
konnten sie sehen, dass der Erdwall außerhalb noch stand.
„Wollen
wir es wagen?“, fragte er sodann seinen muskulösen Begleiter.
Jojo nickte. Dann trat er
an die Tür, öffnete sie und hob seine Arme. Die Erdmassen schoben
sich zur Seite und ließen eine Durchgang zu. Doch dahinter sah er
sein Spigelbild.
Erschrocken machte er
einen Satz zurück.
„Was
ist das?“
Robin trat näher heran
und erkannte, was sich vor ihnen verbarg:
„Das
ist Eis.“
Ihr Gegner hatte sie
tatsächlich in Eis gehüllt. Robin löschte den Feuerball. Dann
hielt er seine Hände gegen das Eis, sie fingen an zu glühen und so
schmolz das Eis dahin.
Dann konnten sie ins
Freie treten. Langsam und vorsichtig verließen sie die Hütte. Robin
hielt sich erneut mit einem Feuerball bereit. Als sie draußen waren,
sahen sie zurück. Was sich vor ihren Augen abspielte, erstaunte sie:
Die Hütte befand sich nun unter einer Eiskuppel.
Da raschelte es im Wald.
Sofort machten sich die beiden Freunde bereit für einen Gegenangriff
und versetzten sich in Kampfbereitschaft.
„Herr
Held! Herr Keller“, rief eine bekannte Frauenstimme.
„Frau
Bottenberg!“, antworteten die beiden Jungs gleichzeitig.
Der helle Schein einer
Taschenlampe fiel auf sie. Robin löschte das Feuer in seiner Hand.
Da sahen sie Frau Bottenberg und Frau d'Air, wie sie auf sie zukamen.
„Was
ist hier los?“, fragte die dicke Lehrerin erschüttert, als sie die
Eiskuppel sah.
„Wir
wurden angegriffen“, versuchte Jojo eine Erklärung zu finden.
„Ich
weiß“, bestätigte Frau Bottenberg. „Erst dachte ich, es war ein
Schülerstreich, als ich den Reißverschluss des Zelts nicht
aufbekam. Doch als plötzlich alle um Hilfe riefen, setzte ich mein
Element ein, um mich zu befreien. Danach konnte ich alle Schüler aus
ihren Zelten holen. Es dauerte etwas, bis wir merkten, dass Sie
beiden weg waren.“
„Frau
Bottenberg alarmierte gleisch die Schule“, fuhr Frau d'Air fort.
„Natürlisch 'olten wir die Schüler sofort ab. Danach überlegten
wir Lehrer, was wir nun tun würden. Wir teilten uns auf und suchten
nach Ihnen.“
„Und
nun haben Sie uns endlich gefunden“, beendigte Robin die Erklärung.
„Ja“,
bestätigten die Lehrerinnen gleichzeitig.
„Bevor
wir zurück zum Haus 4E gehen, sollten wir das Eis schmelzen. Das
hier könnte Fragen aufwerfen.“ Frau Bottenberg schaute das
Elementum an. „Würden Sie das bitte übernehmen.“
„Ich
gebe mein Bestes.“
Robin trat an die Kuppel
heran, hielt seine Hände dagegen, die sofort wieder aufglühten.
Langsam schmolz das Eis und der Erdwall kam zum Vorschein.
„Was
ist das?“, wollte Frau d'Air nun wissen.
„Das
war ich“, erklärte Jojo. „Ich wollte uns schützen.“
„Eine
sehr gute Idee, Herr Keller“, lobte Frau Bottenberg. „Und eine
sehr gute Arbeit. Aber die Wand muss auch weg.“
Nun hob die dickliche
Lehrerin ihre Hände und binnen weniger Sekunden verschwand die Mauer
unter Poltern und Beben im Erdboden.
„Nun
sollten wir hier schnell verschwinden“, sprach Frau Bottenberg
weiter.
Im Internat angekommen
befand sich Robin mal wieder inmitten einer Lehrerkonferenz. Diesmal
stand ihn allerdings Jojo zur Seite.
„Anscheinend
hat es mal wieder jemand auf Herrn Held abgesehen“, begann der
verhasste Lehrer Herr von Zimmenthal. „Scheinbar ist seine
Anwesenheit hier in der Schule sehr gefährlich für alle anderen.“
„Was
wollen Sie damit ausdrücken?“, wollte Frau Funke wissen.
Doch der
Wasser-Elementarist hob lediglich herausfordernd seine Augenbrauen.
„Liebe
Kolleginnen und Kollegen“, mischte sich nun der Rektor ein, „wir
müssen uns wieder in Alarmbereitschaft versetzen. Bis auf weiteres
dürfen die Schülerinnen und Schüler das Gelände nicht verlassen.“
Das kannten sie ja
bereits. Genau das passierte, als Robin zum ersten Mal in Berlin
angegriffen wurde.
„Und
dann?“, hakte Herr von Zimmenthal erneut nach. „Das kann doch
nicht die Lösung sein. Wir müssen etwas unternehmen.“
„Sebstverständlich
informieren wir die E-Wehr“, erklärte Herr Quinn.
Die E-Wehr war eine
Organisation, die der Polizei ähnelte, sich allerdings nur um Fälle
der Elementaristen kümmerte.
„Wir
sollten vielleicht dieses Mal auf personelle Unterstützung
bestehen“, schlug Frau Bottenberg vor. „Ein paar Wachmänner
könnten sie zumindest vor unserem Eingang postieren.“
„Das
ist eine gute Idee“, unterstützte sie Frau Funke. „Dann würden
sich alle sicherer fühlen.“
Rektor Quinn nickte und
stimmte diesem Vorschlag zu. Er würde sofort mit der Leitung der
E-Wehr telefonieren.
Nachdem Robin und Jojo
genau schilderten, was vorgefallen war, durften sie auf ihre Zimmer
gehen, damit sie sich ausruhen konnten. Die beiden Jungs freuten sich
auf ihr Bett.
Vor der Tür des Büros
saß Marin auf einem Stuhl. Als er die beiden Schüler erblickte,
sprang er auf.
„Geht
es euch gut?“, fragte er nach.
Robin war sofort
misstrauisch. Ihm kam erneut der Gedanke, dass der
Wasser-Elementarist ihr Angreifer gewesen sein konnte. Daher wollte
er einfach an ihm vorbei und ihn ignorieren. Doch Marin sprach
weiter:
„Ich
habe gehört, was passiert ist. Vielleicht sollte ich dein
persönlicher Bodyguard sein, Robin.“
„Wie
bitte?“ Nun wendete das junge Elementum sich doch Marinas Bruder zu
und schaute ihn erstaunt an.
„Ich
könnte dir zur Seite stehen, falls du erneut angegriffen wirst.“
„Nicht
nötig“, entgegnete Robin abwehrend.
„Doch,
das denke ich schon. Ich werde das den Lehrern vorschlagen. Du
solltest nicht mehr allein herumlaufen. Jederzeit könntest du
angegriffen werden.“
Der Sechzehnjährige
verdrehte die Augen und beschloss, Marin einfach links liegen zu
lassen. Er würde später Frau Funke ins Vertrauen ziehen und ihr
erklären, dass er das nicht für eine gute Idee hielt. Doch jetzt
musste er dringend ins Bett.
Marin schaute ihm noch
mit fragendem Blick hinterher, als Robin das Verwaltungsgebäude
verließ.