[Elementum 2] Stille Wasser - Kapitel 16

Im NaWi-Unterricht stellt Frau Funke Dreierteams zusammen, die gemeinsam ein Experiment durchführen sollen. Robin soll mit Aria und Marina zusammenarbeiten, was die Wasser-Elementaristin garnicht so gut fand. Die ganze Zeit sprach sie kein Wort mit dem Elementum und Aria wunderte sich sehr darüber.
Nach der Stunde sprach die Luft-Elementaristin ihre Freundin an:
Jetzt verrate mir bitte, was zwischen Robin und dir los ist? Es kann doch nicht sein, dass du gar kein Wort mehr mit ihm sprichst.“
Es ist nichts“, gab Marina leichthin zurück.
Das kannst du deiner Oma erzählen. Ich spüre eine eisige Kälte, wenn ihr zusammen seid. So kann das nicht weitergehen.“
Marina schwieg. Sie wusste nicht, was sie dazu sagen sollte.
Nun sag schon!“, forderte Aria auf. „Wir sind doch beste Freundinnen.“
Ich kann nicht.“
Wie? Du kannst nicht? Ich dachte, wir können uns mittlerweile alles erzählen.“
Marina schwieg weiter.

Dann habe ich mich wohl geirrt.“ Beleidigt zischte die Luft-Elementaristin ab und ließ ihre Schulkameradin stehen.

Mit festen Schritten lief sie schnurstracks in den Aufenthaltsraum. Dort befand sich Robin, der auf einer Couch lag und scheinbar Trübsal bließ.
Robin“, sprach Aria ihn an, „sag du mir bitte, was zwischen Marina und dir los ist! Sie will es mir nicht verraten.“
Ich habe keine Ahnung.“
Das glaube ich nicht. Nun rück du wenigstens mit der Sprache raus!“
Doch das Elementum zuckte nur mit den Schultern und schaute seine Freundin unschuldig an. Langsam wurde Aria sauer. Irgendwas stimmte nicht, das spürte sie. Aber anscheinend wollten beide nicht mit ihr sprechen. Dabei dachte sie, dass die eine ihre beste Freundin und der andere ihr fester Freund war. Anscheinend hatte sie sich geirrt.
Sie drehte sich um und rannte davon. Robin konnte sehen, dass sie Tränen in den Augen hatte. Das tat ihm leid. Er sprang von der Couch auf und wollte ihr hinterherlaufen. Doch im letzten Augenblick hielt er sich zurück. Er befürchtete, dass er ihr etwas erklären musste und das konnte er nicht. Daher ließ er sie ziehen und folgte ihr nicht.

Jojo hingegen hatte seine eigenen Probleme. Überall, wohin er ging, tauchte Peter auf und wich ihm nicht mehr von der Seite. Das nervte ihn total. Aber er wusste nicht, wie er ihn loswerden sollte. Robin oder Iggy hätten ihn direkt in die Wüste geschickt, aber das war nicht seine Natur. Er konnte ihn nicht einfach fortschicken.
Irgendwann schneite es und alle hielten sich innerhalb des Internatsgebäudes auf. Ging der Erd-Elementarist in die Bibliothek, setzte sich Peter zu ihm an den Tisch. Hielt er sich im Aufenthaltsraum auf, war auch Peter da. War er in seinem Zimmer, klopfte der Junge an die Tür und trat ungefragt ein. Also fiel ihm nur noch eine letzte Möglichkeit ein. Er setzte sich nach draußen in die Kälte auf eine Bank. Hier würde er wohl kaum dazukommen. Keiner wollte bei dieser Kälte draußen sein.
Doch da hatte er die Rechnung ohne seinen Verehrer gemacht. Irgendwann saß Peter wieder neben ihm auf der Bank und sagte:
Wollen wir nicht vielleicht reingehen? Hier draußen ist es doch recht ungemütlich.“
Jojo erschrak bei den Worten. Er fühlte sich echt verfolgt. Nun war es amtlich: Er hatte einen Stalker.
Mir gefällt es hier“, antwortete er gespielt gelassen.
Okay, dann leiste ich dir Gesellschaft.“
Das musst du nicht.“
Das mache ich aber gerne.“
Wirklich nicht nötig.“
Doch doch.“
Jojo rollte nur mit den Augen. Er wusste nicht mehr, wie er ihn loswerden konnte. Und so saßen sie eine ganze Weile in der Kälte. Der Muskelprotz hoffte, dass sein Schukamerad bald aufgeben würde. Doch das tat er nicht. Er war in einer Zwickmühle.
Irgendwann schaute er nach oben und sah Iggy hinter einem Fenster, wie er sie finster anblickte.
Oh nein, dachte sich Jojo. Jetzt sah das bestimmt ganz falsch aus. Was sollte Iggy nun von ihm denken? Hoffentlich ging er nicht davon aus, dass er ihm den Freund ausspannen wollte. Er musste es Iggy erklären.
Sorry, Peter, ich muss was mit einem Freund besprechen.“
Da komme ich gerne mit.“
Äh, das müssten wir unter vier Augen machen.“
Oh“, entgegnete der gutaussehende Erd-Elementarist ein wenig vor den Kopf gestoßen. „Dann sehen wir uns später.“
Hoffentlich nicht, dachte Jojo.

Schnell ging er zu Iggys und Robins Zimmer und klopfte an die Tür. Die Tür flog geradezu auf und der Rotschopf stand grimmig blickend dahinter.
Iggy, was du gesehen hast...“
Ja?“, hakte der Feuer-Elementarist energisch nach.
Das ist ein Missverständnis. Alles ist schief gelaufen. Aber glaub du mir wenigstens: Ich. Bin. Nicht. Schwul.“
Da fing Iggy zu grinsen an.
Komm herein.“
Jojo betrat das Zimmer und Robin schien nicht da zu sein. Dann begann er mit seinen Erklärungen:
Ich wollte ein wenig für dich über Peter herausfinden und habe ihn auf seinem Zimmer unter einem Vorwand besucht. Seitdem denkt er, ich stehe auf ihn und ich werde ihn nicht mehr los. Er stalkt mich und weicht mir nicht mehr von der Seite.“
Schrecklich“, kommentierte Iggy lachend.
Das kannst du laut sagen.“
Dann bin ich ja froh, dass ich nicht sein Auserwählter bin.“
Das ist nicht witzig“, klagte der Erd-Elementarist.
Dann müssen wir etwas tun, damit er dich in Ruhe lässt.“
Und was?“, wollte Jojo verzweifelt wissen.
Wir suchen dir eine Freundin!“
Als beide in ein Lachen einstimmten, betrat Robin das Zimmer. Verwundert schaute er die beiden an und sagte:
Ihr habt aber Spaß. Warum lacht ihr so? Ich will auch lachen.“
Iggy drehte sich in diesem Moment um und setzte sich wie immer an den Schreibtisch. Jojo zuckte lediglich mit den Schultern:
Das kann ich dir nicht sagen.“
Na toll“, kommentierte das Elementum das. Beleidigt verschwand er ins Badezimmer.
Na super“, sagte der Muskelprotz sodann. „Ich will nicht zwischen die Fronten geraten.“
Sorry!“, entschuldigte sich Iggy, „Aber das alles geht ihn nichts an.“
Ich weiß. Deshalb habe ich ja nichts gesagt. Aber ich gehe jetzt besser. Wir sehen uns morgen im Unterricht.“
Als er aus der Tür war, schaute Robin wieder ins Zimmer.
Ihr scheint euch ja gut zu verstehen.“
Iggy antwortete darauf nicht, was den Sechzehnjährigen noch eifersüchtiger machte. Beleidigt schmiss er sich auf sein Bett und zog die Decke über den Kopf.