[Märchen by Pero] Die olle Holle

Original: "Frau Holle" von den Brüder Grimm

Die olle Holle

Eine Witwe hatte zwei Töchter und weil sie dummerweise hießen sie beide Marie. Die eine Marie war sehr fleißig und die andere sehr faul. Aber die Mutter hatte die faule Marie viel lieber, weil die fleißige nur ihre Stieftochter war und so ließ sie ihre Stieftochter hart arbeiten.
Die Stieftochter-Marie musste sich jeden Tag an die Straße an einem Brunnen setzen und spinnen - also Garn und nicht im Sinne von verrückt sein oder so. Einmal waren ihre Finger ganz blutig vom Spinnen geworden und so wollte sie die Spule an dem Brunnen auswaschen. Doch da fiel ihr die Spule aus der Hand tief in den Brunnen.
Voller Kummer rannte sie heulend nach Hause und erzählte es ihrer Stiefmutter. Diese war so stinksauer, dass sie ihr befahl, in den Brunnen zu klettern und die Spule wieder hinauf zu holen.

Also ging sie zurück zum Brunnen und weil sie nicht weiter wusste, sprang sie hinein. Sie verlor im Fall ihre Besinnung und als sie wieder erwachte, war sie auf einer wunderschönen großen Wiese mit Blumen und die Sonne schien. Als sie da so entlang ging, kam sie an einen Ofen voller Brot. Das Brot rief: „Ach, zieh mich raus, zieh mich raus, sonst verbrenn ich. Ich bin schon längst aufgebacken.“ Marie dachte zunächst, sie hätte Halus, aber sie tat, wie ihr geheißen und zog das Brot aus dem Ofen. Dann ging sie weiter und kam an einen Baum voller Äpfel, der sprach: „Ach, schüttel mich, schüttel mich, wir Äpfel sind alle miteinander reif.“ Da überlegte sie erst recht, ob sie vielleicht zuviel getrunken hatte, aber auch da tat sie, wie ihr geheißen.
Schließlich kam sie an ein Haus, woraus eine alte Frau guckte. „Hey, willst du für mich arbeiten?“, fragte die alte Frau. Marie dachte zunächst, das wäre eine Puffmutter, aber es stellte sich heraus, dass sie lediglich die Hausarbeit für sie erledigen sollte und dafür dort ein schönes Leben haben sollte. „Ich bin übrigens Frau Holle“, sprach die alte Dame weiter. „Achte bitte achte darauf, dass du mein Bett gut machst und es fleißig aufschüttelst, dass die Federn fliegen, dann schneit es in der Welt.“ Da dachte Marie erneut, dass sie sich beim Sturz in den Brunnen den Kopf angehauen hatte und nun im Koma sein musste. Aber das war ihr egal und sie tat, wie ihr geheißen.
Sie arbeitete fleißig für die olle Holle, doch eines Tages bekam sie doch Heimweh und teilte deshalb der Dame mit, dass sie wieder nach Hause wollte. „Als Dankeschön für deine Treue, bringe ich dich selbst sogar nach oben.“ Und so brachte Frau Holle Marie an ein Tor und als es sich öffnete und Marie darunter stand, regnete Gold auf sie hinab und blieb an ihr hängen. „Das ist deine Belohnung“, erklärte ihr Frau Holle.
Da Marie mit so viel Gold nach Hause kam, wurde sie von ihrer Stiefmutter und Stiefschwester gut aufgenommen. Sie erzählte ihnen beiden die ganze Geschichte und nachdem sie ihnen glaubhaft versicherte, dass sie nicht gekifft hatte, da hatte die Mutter eine Idee. Sie schickte die andere Marie auch zu Frau Holle, damit sie ebenfalls mit Gold nach Hause kam.
So ging auch die faule Marie zum Brunnen, sprang hinein und fand sich auf der Wiese wieder. Sie kam ebenfalls an dem Ofen vorbei und da sprach das Brot wieder: „Ach, zieh mich raus, zieh mich raus, sonst verbrenn ich. Ich bin schon längst aufgebacken.“ Doch die faule Sau wollte sich nicht die Finger verbrennen und ging einfach weiter. Da kam sie an den Baum, der erneut sprach: „Ach, schüttel mich, schüttel mich, wir Äpfel sind alle miteinander reif.“ Aber weil sie keinen Apfel auf dem Kopf abbekommen wollte, ging sie da ebenso weiter.
Aber als sie bei Frau Holle ankam, versprach sie der Dame gute Dienste. An dem ersten Tag arbeitete sie auch noch fleißig. Aber dann hatte sie auch schon keinen Bock mehr und wollte gar nicht mehr morgens aus dem Bett kommen. Sie blieb lieber im Bett und las ihre Mangas. Nach drei Tagen hatte es Frau Holle satt und sagte: „Ich begleite dich nun nach oben.“ Da witterte die faule Marie das Gold und freute sich. Doch als sie durchs Tor ging, regnete Pech auf sie hinab. Und dieser blieb an ihr hängen und ging nie wieder ab.
So kamen die beiden übrigens zu den Namen Goldmarie und Pechmarie...