[Alien Fighter] Kapitel 21: Unfairer Kampf


Wie konnten sie mich nur so bloß stellen?
Ilusio war noch immer darüber entsetzt, wie ihn Beelze und die anderen Alienkinder außer Gefecht setzen konnten. Er hatte den Kampf gegen sie verloren und sein Vater, der Dunkle Welche, würde nicht sehr erfreut darüber sein. Er hatte Bedenken, dass er in der Gunst seines Vaters sinken könnte und er nicht mehr stolz auf ihn sein würde.
Da trat Soll Datt in den Raum und berichtete, dass soeben eine Videobotschaft des Dunklen Welchen eingetroffen wäre. Sofort trat Ilusio an seinen Bildschirm und tippte wild auf dem Monitor herum, um die Nachricht abzurufen.
Auf dem Schirm erschien ein verpixeltes Bild seines Vaters, der ihm sehr ähnlich sah. Der Dunkle Welche wirkte nur größer, breiter und mächtiger als sein Sohn, hatte aber ebenso ein schwarzes Gewand an, welches sein Gesicht verdeckte und lediglich seine rot funkelnden Augen herausstechen ließ. Auf seinen Schultern trug er außerdem Schützer aus schwarzem Metall mit roten Verzierungen. Zudem hatte er einen langen schwarzen Umhang, der ihn majestätisch wirken ließ.
„Mein Sohn“, sprach eine kräftige, blechern verzerrte Stimme, „ich bin stolz darauf, dass du nach so langer Zeit das gesuchte Artefakt in deine Hände bringen konntest. Nun befinde ich mich auf dem Weg zu dir, um den Planeten, bei dem du dich befindest, endlich zu erobern.“

Ilusio war sehr überwältigt von den Worten seines Vaters. Nun fühlte er sich endlich ein wenig besser. Die Stimme fuhr fort:
„Wie du dir denken kannst, stoße ich auf dem Weg zu dir auf viele weitere Planeten, die bisher noch nicht in meiner Gewalt lagen. Es wäre zu schade, sie einfach zu passieren und hinter mir zu lassen.“
Der Dunkle Welche legte eine bedeutende Pause ein.
„Daher bin ich dabei, auch diese Planten zu erobern und so dauert mein Weg zu dir eine gewisse Zeit. In der Zwischenzeit habe ich einen Auftrag für dich.“
Ilusio war sehr neugierig und gespannt darauf, was sein Vater wohl von ihm verlangen würde.
„Ich habe natürlich auch mitbekommen, dass du Lucius gefunden hast. Nehme ihn in Gefangenschaft und halte ihn fest, bis ich bei dir bin.“ Seine Stimme bekam einen süffisanten Unterton. „Ich möchte mich persönlich bei ihm für das Artefakt bedanken. Also lasse ihn am Leben. Noch früh genug wirst du mir zusehen dürfen, wie ich ihm das Leben aus dem Körper treiben werde.“
Selbst Soll Datt war über die Grausamkeit, die in der Stimme des Dunklen Welchen lag, erstaunt.
„Zur Unterstützung schicke ich dir eine Waffe, die ich auf einem neu eroberten Planeten entdeckt habe. Es sind Amulette, die starke Energiewellen auf einen Gegner abfeuern können. Sie werden euch beim Kampf sehr hilfreich sein. Bis bald!“
Und schon wurde der Bildschirm wieder schwarz.
Fragend sah Ilusio seinen Untergebenen an und sprach:
„Wovon redete mein Vater soeben? Was sind das für Amulette?“
„Ich habe sie hier, mein Herr.“ Soll Datt holte eine stählerne Kiste hervor, die er öffnete. „Sie kam heute ebenfalls bei uns an.“
Die Kiste war voll mit Amuletten. Sie waren rund und funkelten blutrot. Sie waren aus hartem Metall und auf ihnen war ein unbekanntes Symbol abgebildet. Es sah wie ein Schriftzeichen aus einer fernen Galaxie aus.
Ilusio nahm eines der Amulette aus der Kiste und legte es sich um den Hals. Mit Gedankenkraft schien es kontrollierbar zu sein. Er konzentrierte sich und feuerte einen hell leuchtenden Strahl auf Soll Datt ab, der schreiend gegen die Wand geworfen wurde.
„Das tut mir leid, mein Freund“, entschuldigte er sich unglaubwürdig bei seinem Untergebenen. „Ich wollte die Waffe nur einmal ausprobieren.“ Danach lachte Ilusio laut los.

Später versammelte er Soll Datt und Lektra erneut vor sich. Er erklärte den beiden ihr neues Vorhaben:
„Wir müssen nun Lucius finden und ihn auf unser Schiff bringen. Wahrscheinlich wird er nicht freiwillig mit uns kommen. Daher gebe ich euch jeweils eines der Amulette, welche ich von meinem Vater erhalten habe. Ich denke, sie sind überzeugende Argumente und Lucius wird sich uns beugen.“
„Ihr meint, wir sollen Lucius gefangen nehmen?“, wollte Lektra wissen.
„Du bist anscheinend schwer von Begriff“, schrie der Sohn des Dunklen Welchen sie an. „Natürlich nehmen wir ihn gefangen. Soll Datt, suche den Planeten nach Lucius ab. Er ist ja anscheinend nicht mehr bei den Kindern. Wenn du ihn gefunden hast, holen wir ihn uns.“
Soll Datt machte sich sofort an die Arbeit. Er brauchte einige Zeit, bis er den ganzen Planeten gescannt hatte. Doch schließlich fand er Lucius, der sich komischerweise erneut in Malaysia befand.
Was will er schon wieder dort?
Ilusio wurde ungeduldig und drängte Soll Datt. Dieser berichtete seinem Meister nun davon, den Vater von Beelze ausfindig gemacht zu haben. Außerdem teilte er ihm den Ort mit.
„Er ist also wieder in der Nähe der Sawarak-Kammer“, stellte Ilusio fest. „Was macht er bloß da? Fühlte er sich so wohl dort, dass er dahin zurückkehren wollte? Na ja, egal!“ Ilusio stellte sich an die Steuerungs-armaturen. „Uns interessiert momentan nur seine Gefangennahme. Wir werden ihn jetzt holen. Lasst uns gehen.“
Die drei Außerirdischen teleportierten sich auf die Erde. Sie landeten direkt wieder vor der Höhle, in der damals Lucius das Artefakt bewachte. Beelzes leiblicher Vater war gerade dabei, in die Höhle zu marschieren, denn irgendwo in der Sawarak-Kammer befand sich noch immer sein altes Raumschiff. Davon ahnten Ilusio und seine Untergebenen aber nichts. Sie waren nur dort, um Lucius in Gefangenschaft zu nehmen.
Lucius erschrak, als er sich den drei bösen Wesen gegenüber sah. Er hatte sie nicht erwartet.
„Ihr hier?“
„Da bist du platt, nicht wahr?“, entgegnete ihm der Sohn des Dunklen Welchen.
„Was wollt ihr von mir?“
„Mein Vater möchte noch eine Rechnung mit dir begleichen. Daher bittet er dich, in unserem Schiff auf seine Ankunft zu warten.“
„Das kannst du vergessen“, blaffte Lucius sein Gegenüber angewidert an.
„Das dachte ich mir schon. Dann müssen wir wohl Gewalt anwenden.“ Er nickte Lektra und Soll Datt zu, was ein Zeichen dafür war, dass sie ihn angreifen sollten. Lucius stellte sich sofort in Kampfposition. Er holte ein Feuerzeug aus seiner Hosentasche, welches er von seinem Sohn erhalten hatte und entzündete eine kleine Flamme, mit der er sich notfalls verteidigen konnte.
Lektra war die erste, die nach vorne stürmte. Sie sprang in die Luft und wollte Lucius einen Tritt versetzen. Doch dieser wich zur Seite aus und schleuderte sofort einen Feuerball aus Lektra. Getroffen stürzte sie zu Boden.
Nun griff Soll Datt an und Lucius feuerte ohne zu zögern einen weiteren Feuerball auf Soll Datt ab. Dieser wurde dank seiner Rüstung lediglich ein kleines Stück nach hinten geschoben. Er fand sogleich sein Gleichgewicht wieder und ging erneut zum Angriff über. Er konzentrierte sich und schoss seinen ersten Energiestrahl auf Lucius, der zu überrascht war, um zu reagieren. Soll Datt zielte direkt auf Lucius’ Feuerzeug, welches ihm aus der Hand flog. Nun hatte Lucius nichts mehr, womit er ein Feuer erschaffen konnte. Nur noch seine reine Muskelkraft diente ihm als Waffe.
Angriff ist die beste Verteidigung, dachte er und stürzte sich auf den Außerirdischen mit der blauen Rüstung. Es kam zum Kampf. Fäuste flogen und Lucius schien wieder die Oberhand zu gewinnen. Doch dann traf ihn ein Energiestrahl direkt im Rücken. Ohnmächtig fiel er zu Boden.
„Alles muss man hier selbst machen“, beschwerte sich Ilusio, der den Strahl auf Lucius losgelassen hatte. „Ihr beiden seid zu nichts zu gebrauchen.“
Langsam richteten sich Soll Datt und Lektra wieder auf, um sich sogleich wieder demütig vor dem Sohn des Dunklen Welchen nieder zu knien.
„Steht wieder auf“, befahl Ilusio herrisch, „und schnappt euch Lucius! Wir bringen ihn jetzt auf unser Schiff. Sperrt ihn in eine Zelle und bewacht ihn gut. Ich will nicht, dass er entkommt.“

Eine halbe Stunde später erwachte Lucius wieder und er befand sich in einer Zelle bestehend aus einem Kraftfeld auf dem Raumschiff von Ilusio. Stöhnend richtete er sich auf. Lektra befand sich auch im Raum. Sie grinste Lucius hämisch an.
„Dir werde ich es noch zeigen“, drohte ihr der ehemalige Bewohner des Planeten Capra und stampfte mit großen Schritten auf sie zu. Doch er lief direkt gegen die unsichtbare Wand des Kraftfeldes.
„Ha“, rief Lektra erfreut aus, „wie du siehst, wirst du mir nichts tun können. Du bist jetzt unser Gefangener. Und wenn erst einmal unserer großer Herr, der Dunkle Welche, hier eingetroffen ist, wird er nicht viel von dir übrig lassen.“
„Das war ein unfairer Kampf vorhin. Alleine hätte ich dich fertig gemacht“, erwiderte er mit wütender Miene.
„Das kann schon sein, aber keiner von uns beiden wird das jemals erfahren.“ Lektra lachte laut los und verlies den Raum. Ihr schrilles Gelächter musste Lucius noch einige Momente ertragen, bis es endlich verstummte.
Enttäuscht über sich selbst und seine Unvorsichtigkeit, setzte er sich auf den Boden. Er musste nachdenken.
Was soll ich jetzt bloß tun?
Die Situation schien aussichtslos. Nicht mehr lange würde es dauern, bis der Dunkle Welche die Erde erreichen würde. Dann würde er nicht nur Lucius töten, sondern auch den ganzen Planeten einnehmen.
Seine ganze Rettungsaktion vor vierzehn Jahren schien nun völlig umsonst gewesen zu sein. Nicht nur, dass nun sein Sohn und die anderen Alienkinder wieder einer großen Gefahr ausgesetzt wurden, die ihr Ende bedeutete, sondern nun waren auch noch die Bewohner der Erde in Gefahr. Damit hatte er die Schuld des Schicksals der Menschheit auf sich geladen.
Ich bin verantwortlich dafür, dass die Erde nun auch noch angegriffen wird. Ich allein habe den Dunklen Welchen hierher geführt. Ich habe das Schicksal des blauen Planeten auf dem Gewissen.
Verzweifelt legte er seinen Kopf in seine Hände. Lucius wusste nun keinen Ausweg mehr.
Doch dann tauchten die Gesichter der Kinder vor seinem geistigen Auge auf.
Ja, dachte er sich, sie sind die letzte Hoffnung für die Menschheit. Sie können es vielleicht schaffen und den Feind aufhalten.
So unwahrscheinlich es Lucius gerade erschien, so große Hoffnung setzte er in seinen Sohn und seine Freunde. Sie hatten in der letzten Zeit einige Gefahren überstanden und vielleicht würden sie zu Helden werden, die die größte Bedrohung des ganzen Universums aufhalten würden.
Innerlich musste Lucius bei diesem Gedanken lachen. Ihm kam es sehr seltsam vor, dass ein Mann wie er, der den Untergang vieler Planeten mit ansehen musste, an den noch so kleinsten Hoffnungsschimmer festhielt.
Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.